Biergeschichte

Bier in der Antike

Sumerer und Babylonier
Nachweislich wurde Bier schon vor 6.000 Jahren bei den alten Sumerern gebraut.
Im 2. Jahrtausend vor Christus zerfällt das sumerische Reich und die Babylonier treten auf den Plan. Ihre Kultur baute auf der sumerischen auf, also beherrschten sie auch das Bierbrauen. Es ist uns heute bekannt, daß die Babylonier es bereits verstanden, 20 verschiedene Biersorten zu brauen. Das Bier jener Zeit war trüb und ungefiltert. Man benutzte einen Vorläufer des Strohhalms, ein dünnes Röhrchen, um nicht die Rückstände der Bierzubereitung in den Mund zu bekommen, da diese recht bitter waren.

Ein Gesetz stellte sicher, daß der Bevölkerung Babyloniens eine tägliche Ration Bier zustand. Die Biermenge war abhängig vom sozialen Stand des Einzelnen.
Bis zu 5 Liter täglich wurden z. B. Verwaltern und Oberpriestern zugeteilt.

Ägypter
Ägypter führten das Bierbrauen fort, welches sie sich wahrscheinlich schon zu Zeiten der Sumerer abgeguckt hatten.
Sie benutzten teilweise ungebackenen Brotteig zur Bierherstellung. Noch heute stellen Bauern am Nil, die Fellachen, ihr Bier auf diese Weise her. Die Ägypter gaben dem Sud Datteln, Anis, Safran oder Honig hinzu, damit das Bier schmackhafter wurde.

Germanen und andere
Es spricht einiges dafür, dass Bier an verschiedenen Orten „erfunden“ wurde.
So gibt es in Südostasien seit jeher Reisbier, in Afrika Hirsebier und die Indianer Mittelamerikas brauten Bier aus Mais, Auch die alten Germanen tranken ihr eigenes Bier. In bis zu 3500 Jahre alten keltischen und germanischen Gräbern wurden Gefäße gefunden, in welchen die Archäologen Reste von Bier nachweisen konnten.

Griechen
Hippokrates hat Bier in seinen Schriften als „Gerstensud“ bezeichnet und seine heilende Wirkung beschrieben, z.B. gegen Fieber und Schlaflosigkeit. Als Heilmittel war Bier bei den Griechen und auch den Römern beliebt, als Getränk wohl weniger.
Das Bier in der damaligen Zeit war kaum haltbar, trüb und schäumte so gut wie überhaupt nicht. Nach der Edda, dem großen nordischen Epos, war der Wein den Göttern vorbehalten, das Bier gehörte jedoch den Sterblichen und Met den Bewohnern des Totenreiches. Brotbacken und das Bierbrauen gehörten in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung eindeutig zu den Aufgaben der Frau.

Römer
Julius Caesar fand, dass Bier ein nahrhaftes und kräftiges Getränk sei. So verwundert es nicht, daß er seine Truppen mit einer ausreichenden Menge Bier versorgte.
Es ist auch bekannt, daß Caesar seinen Gästen Bier in goldenen Pokalen servierte. Der Untergang des römischen Weltreichs bedeutete nicht den Untergang des Bieres – im Gegenteil – Bier war inzwischen in ganz Europa etabliert.

Quelle: BIER FÜR DUMMIES dt. Ausgabe D.Kann, H. Latz-Weber und G.Mühlwitz
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Brauen im Mittelalter

Bier war Frauensache. Das änderte sich erst kurz vor der Jahrtausendwende, als man begann, sich in Klöstern mit der Braukunst zu beschäftigen. Als Karl der Große im Jahre 800 n. Chr. Deutscher Kaiser wurde, gab es allein in Bayern 300 Klöster, von denen einige schon seit 150 Jahren Bier brauten.

Der Grund, warum Mönche sich intensiv dem Bierbrauen gewidmet haben, ist darin zu sehen, dass man ein nahrhaftes und wohlschmeckendes Getränk zu den Mahlzeiten suchte, da diese vor allem in der Fastenzeit ziemlich karg waren. Es galt – Flüssiges bricht das Fasten nicht Also war Bier immer erlaubt. Der Bierverbrauch in den Klöstern nahm recht erstaunliche Ausmaße an. Immerhin berichten die Chronisten, dass es jedem Mönch erlaubt war, 5 Liter Bier am Tag zu sich zu nehmen.
Die Mönche jener Zeit waren also dem Bier sehr zugetan. Doch schon nach kurzer Zeit fingen sie an, das Bier nicht nur für den eigenen Bedarf zu brauen. Gegen eine Gebühr erhielten die Mönche das Recht, Bier gewerblich zu vertreiben und somit entwickelten sich viele Klöster zu gut geführten Wirtschaftsbetrieben. In sogenannten Klosterschenken wurde das Bier ausgeschenkt.

Da die Klöster die Bierbrauerei vorantrieben, waren die Biere entsprechend gut und beliebt. Dabei entwickelten sich einige Mönche zu anerkannten Spezialisten auf dem Gebiet des Brauens.

Nicht nur Mönche beschäftigten sich mit Bier, auch eine berühmte Nonne – Hildegard von Bingen (1098-1179) schrieb mehrfach in Ihrem Werk „causa et cura (Ursache und Heilung (von Krankheiten)): Cervisiam bibat“ – man trinke Bier. Sie empfahl Bier vor allem schwermütigen Menschen, weil Bier den Mut hebt und die Regeneration der Seelenkräfte fördert.

In den aufblühenden Städten des Mittelalters wollte man nicht auf Bier verzichten, mit der Folge, daß sich auch dort die Braukunst durchsetzte und zu einem Handwerkszweig entwickelte. Die Landesfürsten führten Biersteuern ein, die für eine schnelle Füllung ihrer Kassen sorgten.

Es ist ein wesentlicher Verdienst der Mönche, sich als erste wissenschaftlich mit dem Bier auseinandergesetzt zu haben. So soll zum Beispiel in Brabanter Klöstern erstmalig Hopfen, das dem Bier seine Würze und natürliche Haltbarkeit gibt, benutzt worden sein. Entsprechend läßt sich sich auch die Legende erklären, die dem Brabanter König Gambrinus fälschlicherweise die Erfindung des Bieres zuschreibt – er wird noch heute als Schutzpatron der Brauer verehrt.
Das „Krug-Anstoßen“ wurde, einem Gerücht zu Folge, als Vertrauensbeweis im Mittelalter zur gängigen Tischsitte. In dieser Zeit war es durchaus üblich, den einen oder anderen Zeitgenossen mittels Gift vom Diesseits ins Jenseits zu befördern.
Um nun in gemütlicher Runde sicher sein zu können, dass keiner der Anwesenden ein derartig heimtückisches Attentat geplant hatte, stieß man mit den massiven Krügen so heftig an, dass das Bier überschwappte, in den Krug des Gegenübers wohlgemerkt. Wollte ein Attentäter oder Auftrageber also die Gefahr meiden, selbst ein Portiönchen des verabreichten Mittelchens zu schlucken, durfte er nicht anstoßen. Wer nicht anstieß war also verdächtig! Im Umkehrschluß heißt das:

Traue nur denen, mit denen Du zum Biere gesessen und angestoßen hast.

Bier in der Neuzeit

Durch den weltweiten Export von Bier durch die Hanse entwickelte sich in Hamburg eines vieler Brauzentren. Um 1500 wurden in Hamburg allein 600 Brauereien gezählt .

Mit der Qualität des Bieres nahm auch dessen Verbreitung und damit der Export zu. Den weltweiten Export übernahm die Hanse. Die Hanse exportierte deutsches Bier sogar bis in das entfernte Indien. Mit der Zeit nahm der Export einen immer größer werdenden Stellenwert ein. Im 14. Jahrhundert zum Beispiel war Bremen Hauptlieferant für den Export nach Holland, England und die skandinavischen Länder.

In Einbeck wurde das sogenannte Bockbier entwickelt, welches bei einem bayrischen Herzog soviel Anklang fand, dass er den Einbecker Braumeister kurzerhand abwarb.

Unter der Regentschaft von Friedrich Wilhelm I. (1688-1740) wurde Bier „hoffähig“.
Sein legendäres „Tabakskollegium“ war im Prinzip nichts anderes, als der erste Stammtisch. Sein Sohn, später bekannt als Friedrich der Große (1712-1786), erlernte das Brauhandwerk schon in jungen Jahren. Die industrielle Entwicklung ging auch an den Bierbrauern nicht einfach vorüber und nahm zu Beginn des 19. Jahrhunderts ihren Anfang. Zwei grundlegende Erfindungen revolutionierten das Bierbrauen.

Im 17. Jahrhundert erfand der niederländische Naturalist Anton van Leeuwenhoek das Mikroskop, eine bahnbrechende Erfindung, die den Forschern eine völlig neue Welt vor Augen führte. Bakterien und Einzeller wurden entdeckt und nichts war mehr sicher vor dem Forschungsdrang der damaligen Naturwissenschaftler.

Loius Pasteur war es, der als erstes auf die Idee kam, Flüssigkeiten zu kochen, um somit die in ihr enthaltenen Bakterien abzutöten. Aber die von van Leeuwenhoek gemachte Erfindung bildete nicht nur die Grundlage für die von Pasteur gemachten Entdeckungen, sondern half auch Bierwissenschaftlern eine einzelne Hefezelle zu isolieren. Sie lieferten somit die Grundlage für die moderne Brautechnik und bahnten den obergärigen Bieren den Weg. Pasteur war es auch, der als erstes auf die Rolle von Hefen im Brauprozeß aufmerksam machte und somit feststellte, warum der Gärprozeß eigentlich einsetzt. Er lehrte, dass durch ein plötzliches Erhitzen die Hefen und Bakterien abstarben und das Bier nicht so schnell schlecht wurde. Später wurden seine Erkenntnisse auf die Milchindustrie übertragen. („pasteurisierte Milch“)

Am Martinstag des Jahres 1842 war es, als in Pilsen zum ersten Mal ein Pils ausgeschenkt wurde, gebraut vom bayrischen Braumeister Josef Groll.

Im 18. Jahrhundert fand die sogenannte industrielle Revolution statt. Dieser Boom in der Industrie brachte viele technologische Fortschritte mit sich, die man sich in den Brauereien zunutze machte. Auch wenn die Herstellung von Maschinen eine große Rolle spielte, so war die Erfindung der Kältemaschine in den 50er Jahren ein Quantensprung für die moderne Brauerei. Früher konnte obergäriges Bier nur im Winter hergestellt und oft nur in kalten Kellern gelagert werden. Oftmals wurde es mit Eisblöcken aus nahegelegenen Seen gekühlt. Es ist wohl klar, dass man zugefrorene Seen nur im Winter fand. Somit erleichterte die Kühlmaschine das Lagern von Bier und machte eine ganzjährige Produktion möglich.

Angespornt durch die Möglichkeiten der Kältemaschine, machten sich die besten europäischen Brauer auf die Suche nach einer neuen Hefeart, die auch bei geringeren Temperaturen gärt. Man forschte und wurde nach der Isolation der sogenannten
untergärigen Hefe, auch Saccaromyces uvarum, – wie der Fachman sagt – belohnt.

Isolation von Hefezellen

Emil Hansen hingegen machte wohl eine der wichtigsten Entdeckungen in der Braugeschichte, in einem Laboratorium der dänischen Carlsberg-Brauerei. Er isolierte als erster eine einzelne Hefezelle. Nachdem der Trick einmal bekannt war, ermöglichte er es den Brauereien, nur die Hefekulturen zu verwenden, die für ein gutes Bier sorgen würden. Der Erfolg trat im Jahre 1883 ein, und ermöglichte es, dass die verschiedenen Biermarken einen fast gleichbleibenden Geschmack vorweisen, indem die Brauer reine Hefekulturen verwenden und vor allem bei jedem Brauprozeß die gleichen Kulturen verwenden.

Preussen

Wie aus dem „Alten Fritz“ ein Brauer wurde

Einen ordentlichen Beruf sollte er erlernen, bevor es ans Regieren kam. Friedrich entschied sich für den Beruf des Bierbrauers, den er in der väterlichen Brauerei in Potsdam erlernte. Eine Entscheidung, die sein gesamtes Leben beeinflußte, was vor allem die Importeure des immer stärker werdenden Modegetränkes Kaffee zu spüren bekommen sollten. Denn immer mehr Leute tranken Kaffee und die Einnahmen aus der Biersteuer gingen stark zurück, woraufhin der alte Fritz den Kaffee einfach verbot. Seine Begründung: „Ein jeder Brauer und gemeine Mensch gewöhnt sich jetzt zum Kaffee. Wird das ein bißchen eingeschränkt, so müssen sich die Leute wieder an das Bier gewöhnen, denn das ist zum besten ihrer eigenen Bierbrauereien. Übrigens sind Seine Königliche Majestät höchstselbst mit Biersuppe erzogen worden. Ihre Väter kannten nur Bier, und das ist das Getränk, das für unser Klima paßt.“

Nach der Besetzung durch Napoleon 1806 wurde die preußische Hauptstadt Mittelpunkt der patriotischen Bewegung gegen die Fremdherrschaft. Heute noch bekannt sind die „Reden an die deutsche Nation“ des Philosophen Johann Gottlieb Fichte, des ersten gewählten Rektors der 1810 gegründeten Berliner Universität. Viel mehr als diesen Reden interessiert uns, was die Franzosen von der Berliner Weiße hielten und diese waren schlichtweg begeistert. Sie gaben ihr sogar den Spitznamen „Champagner des Nordens“. Die bürgerliche Revolution vom März 1848 führte in Berlin kurzzeitig zu Reformen und zur Gründung einer preußischen Nationalversammlung. Der anfängliche Sieg auf den Barrikaden endete jedoch nur wenige Wochen später mit der Besetzung der Stadt durch die königstreuen Truppen des Generals Friedrich von Wrangel. Mit der Gründung des Deutschen Reiches in Versailles wurde der preußische König Wilhelm I. Kaiser von Deutschland, der preußische Minister Otto von Bismarck Reichskanzler und Berlin die Hauptstadt Deutschlands.

Vom 1. über den 2. Weltkrieg, von der Teilung der Stadt bis zur Wiedervereinigung geschah aus Brau-historischer Sicht nicht mehr viel. Die meisten Berliner Brauereien produzieren heute Bier Pilsener Brauart und die Berliner Weiße stellt nur noch einen unbedeutenden Wirtschaftsfaktor dar. Bei der Berliner-Kindl- Brauerei, der größte Produzent an Berliner Weiße, ist der Anteil dieser Spezialität in Prozent lediglich einstellig,