Brauereiprofil

Wasserblick

Schon aus der Ferne bietet sich von Bord des Potsdamer Wassertaxis ein fast majestätischer Anblick. Das helle Mauerwerk strahlt im Sonnenlicht und lockt die Besucher an das Ufer des Neuen Gartens in Potsdam.

Einzig der hohe Schornstein lässt vermuten, dass es sich nicht um eines der vielen Schlösser in Brandenburg handelt, sondern dass dieses Objekt eine spezielle Aufgabe erfüllte. Hier wurde zu Zeiten Friedrich Wilhelm II. Viehhaltung betrieben und es wurden seit 1792 Milchprodukte für die königliche Hofküche produziert. Kurz nach dem Ende des 2.Weltkrieges brannten die Gebäude bis auf das Pumpenhaus aus, welches noch heute die Neuen Gärten bewässert.

1999 entdeckte der Diplom-Brau-Ingenieur Jürgen Solkowski mit seiner Frau Hannelore die verwahrloste Ruine und waren sofort von der traumhaften Wasserlage am Jungfernsee angetan. Beide verfügten bereits über Erfahrungen im Betrieb von Gasthausbrauereien, denn schon 1987 eröffneten sie am Berliner Schloss Charlottenburg das ´Luisen-Bräu´ und später das Brauhaus Spandau und so lag der Gedanke nahe, an diesem Ort in exponierter Lage eine neue Gasthausbrauerei aufzubauen.

Dazu kam es dann auch nach langem Planungsvorlauf und seit 2003 wird an dieser Stelle Bier gebraut und ausgeschenkt. Damit knüpft man auch hier an eine alte Tradition an, denn bis zum Ende der 30er Jahre wurden hier in einem großen Biergarten am Ufer des Sees auf bis zu 1.000 Außenplätzen die Gäste beköstigt. Heute bietet die Gasthausbrauerei Kapazität für jeweils 200 Gäste im Innen-und Außenbereich mit einer fantastischen Aussicht.

ruine

Das Konzept der Gasthausbrauereien geht zurück auf eine alte Brauertradition aus einer Zeit, als noch jeder Wirt sein eigenes Bier braute. Daher war es früher von elementarer Wichtigkeit, dass ein Landgasthof die begehrten Brau-, Brenn-und Schankrechte verliehen bekam, denn erst dann konnte Geld verdient werden

Hier kann der Diplom-Brau-Ingenieur zeigen, was er kann und das spiegelt das Meierei-Braujahr wider: Ganzjährig ist das Hausbier Meierei Hell mit 5,2% Volumenprozent Alkohol und einer Stammwürze von 12,8% Prozent im Ausschank. Ein vollmundiges, nicht bitteres Helles, das auch diejenigen anspricht, die kein bitteres Bier mögen. Bei der typischen Weiße hat der Braumeister ein altes Rezept umgesetzt und dafür gesorgt, dass diese auch ohne den Zusatz von Sirup als erfrischendes Getränk von den Gästen angenommen wird.

Von Mai bis September können sich die Sommergäste am obergärigen, hefetrüben Weizenbier erfreuen, ebenso am Potsdamer Schwarzbier mit seinem feinherben und vollmundigen Geschmack und den dazu gehörigen Malz-und Röstaromen in den Monaten Juni und Juli. Das Schwarzbier weist einen Alkoholgehalt von 5,5% Volumenprozent bei einer Stammwürze von 14,8% Prozent auf. Vom malzbetonten Märzen, einem spritzigen Rotbier und einem süßlichen Maibock bis zum süffigen Herbstbock mit 6,8% Volumenprozenten und einer Stammwürze von 16,8% Prozent kommen über das Jahr saisonale Biere zum Einsatz und bringen den Gästen Abwechslung beim Biergenuss.

SpeisenZum Frischgebrauten gehört selbstverständlich auch eine deftige Brauhausküche, die den kleinen und großen Hunger stillt. Dazu bietet sich die hausgemachte Soljanka, aber auch das traditionelle Berliner Eisbein mit Sauerkraut und Erbspüree oder das große Schweineschnitzel nach Wiener Art mit Kartoffel-Gurken-Salat an.

Jeden Mittwoch ist die Meierei Anlaufpunkt für die Freunde der Grillhaxe. Ohne Zweifel ist der große Außenbereich mit seiner herrlichen Aussicht ein Anziehungspunkt für Gäste, aber auch der urige Innenbereich mit seinen Buchenholzbänken und Ahorntischen weckt Vorfreude auf die kalte Jahreszeit, in der man hier in originellem Ambiente nach dem Spaziergang die Winterbiere zu deftiger Brauhausküche verkosten kann.

SpeisTrank

Die hier im Ausschank befindlichen Biere sind alle von anerkannter Qualität, was die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft bereits zum vierten Mal mit dem Goldenen Preis attestiert hat. Das hat seinen guten Grund, denn Jürgen Solkowski ist nicht nur ein alter Hase mit viel Brauerfahrung, der auch gerne von Kollegen um Rat gefragt wird, die zum Teil bei ihm gelernt haben und nun selbst mit einer eigenen Brauerei im Geschäft sind, sondern er verwendet nur die besten Rohstoffe für seine Brauvorgänge. Dazu gehört bei ihm ebenfalls, dass er seine eigenen Hefen für den Gärungsprozess züchtet und diese sorgsam in der Hefebank pflegt.

Bei der Prämierung durch die DLG werden nicht nur die Biere auf ihre Qualität geprüft.Das Testzentrum Lebensmittel der DLG untersucht auch die brauereitechnischen Räume und Anlagen und begutachtet den hygienischen Zustand der technischen Einrichtungen. Wer selbst einmal hinter die Kulissen der Gasthausbrauerei blicken möchte, kann dies im Rahmen der angebotenen Brauereiführungen gerne machen, wobei der Braumeister keine fachliche Frage unbeantwortet lässt. Im Rahmen dieser Führungen erhält der interessierte Biertrinker einen genauen Überblick über die Zusammenhänge der Brauprozesse und kann die Entstehung des Bieres vom Malzlager und der Schroterei, über das Sudhaus, die Gär-, Lager-und Bierkeller bis zum Zapfhahn nachvollziehen. Besucher, die ein weiter gehendes Interesse am Thema Bier entwickeln, haben hier auch die Möglichkeit an einem Bier-Seminar teilzunehmen.

Wenn man dann nach seinem Besuch der Gasthausbrauerei, wieder an Bord des Potsdamer Wassertaxis, einen Blick zurück auf die Meierei wirft, stellt man fest, dass es doch ein schönes Gefühl ist , wenn man weiß, wo, wie und von wem das Bier gebraut wurde, das einem bis eben noch so gut geschmeckt hat.

Foto: Till Maiwald

Text: Hajo Becker, Dinner & Drinks 2014, überarbeitet Juli 2018