Geschichte der Meierei Potsdam

Die Meierei, ein architekturgeschichtliches Denkmal

„Die Meierei im Neuen Garten stellt, als ein von Andreas Ludwig Krüger und Carl Gotthard Langhans errichtetes und von Ludwig Persius und Ludwig Ferdinand Hesse erweitertes Bauwerk, ein architekturgeschichtliches Denkmal von herausragender Bedeutung dar.

Ihre frühere Nutzung als Meierei, Pumpstation und Restauration, mit herrschaftlichen Milchstuben und Teezimmern für König und Hofstaat, kennzeichnen das Gebäude als Schlossdependance, in der wirtschaftlich und höfisch-repräsentative Funktionen miteinander verbunden werden sollten. Von größter Bedeutung ist jedoch die landschaftsprägende Funktion und Bildwirkung des Gebäudes am Wasser, nicht nur für den Neuen Garten, sondern für die gesamte Park- und Kulturlandschaft rund um den Jungfernsee. Wichtige visuelle Bezüge bestehen vor allem zu den Parks in Sacrow und Klein- Glienicke, worauf die prospektartige Anlage der Ufer- und Parkmauer ausgerichtet worden war.“

Kurze Geschichte der Meierei im Neuen Garten

1791 befiehlt Friedrich Wilhelm II., auf der sogenannten Hasenheide, am Jungfernsee, eine Meierei nach Plänen von Carl Gotthard Langhans und Andreas Ludwig Krüger zu errichten.

1842 Friedrich Wilhelm IV. beauftragt die Architekten Ludwig Persius und Ludwig Ferdinand Hesse, einen Umbauplan zu entwerfen, der 1844/45 ausgeführt wird. Die aufgestockte Anlage wird im sogenannten normannischen Burgenstil umgestaltet.

1856/57 Zur Errichtung einer Bewässerungsanlage im Neuen Garten entsteht ein Dampfpumpwerk, im Stall der Meierei. Die letzten beiden Achsen des Stalles erhalten ein Obergeschoß. An der Südseite entsteht ein 30 m hoher Schornstein, der 1901 nochmals erhöht wird.

1880 Der Pumpenhausaufstockung von 1857 folgt eine dreigeschossige, einachsige Erweiterung an der Westfassade. Die letzten drei Achsen sind damit einheitlich gestaltet und als Pumpenhaus genutzt.

1928 Die Meierei wird zur Ausflugsgaststätte umgebaut.

1944 Die in der Nacht vom 24. zum 25. Juli 1944 entstandenen Bombenschäden werden zunächst teilweise repariert. 1945 wird das Gebäude von der sowjetischen Armee besetzt und brennt durch Unachtsamkeit bis auf die Außenmauern aus.

2003 Die Meierei im Neuen Garten wird, nach einer vierjährigen Planungs- und Bauphase, am 27. Juni wieder eröffnet.

Ministerpräsident Mathias Platzeck, Stiftungsdirektor Prof.Dr. Hartmut Dorgerloh, Architekt Martin Putzmann und Ehepaar Solkowski bei der Eröffnung am 25.06.2003

Prof. Dr. Joachim Giersberg und das Ehepaar Solkowski bei der Eröffnung in der „Königlichen Theestube“ der Meierei.

200 Jahre Ludwig Persius
Die Fertigstellung und Eröffnung der Meierei fällt in das Jahr, in dem Potsdam den 200. Geburtstag des Architekten Ludwig Persius feiert. Die Revitalisierung eines seiner schönsten Bauwerke, als Ausflugslokal, ist wohl eine besondere Ehrung des bedeutenden Sohnes der Stadt und ein wichtiges Signal für die fortschreitende Wiederherstellung des Neuen Gartens. Obwohl die ursprüngliche Bezeichnung als „Meierei“ erhalten blieb, ist die Geschichte des Gebäudes seit 1862 bestimmt durch die Technik und Gastronomie. Die Wiederherstellung als Brauereigaststätte knüpft an diese Tradition in neuer Weise an.

Königliche Milch aus grünem Glas
Die Meierei war 1790-1792 unter Friedrich Wilhelm II. von Andreas Ludwig Krüger, nach Angaben von Carl Gotthard Langhans, errichtet worden. Sie erhielt ihren Platz im Neuen Garten, direkt am Ufer des Jungfernsees. Neben dem Kuhstall und der Meierwohnung befand sich in der Meierei ein tapeziertes und furniertes Kabinett, in dem der König Milch aus grünen Gläsern trank. Vom Kabinett aus sah er die Kühe auf der Weide, die das Parkufer in ein ländliches Stimmungsbild verwandelten. Daneben diente die Meierei auch wirtschaftlichen Zwecken, denn von hier aus wurden der königliche „Caffetier“, die Hofküche, sowie die königliche Menagerie mit Milchprodukten versorgt und die Kälber zur Zucht und Schlachtung geliefert.

Milch und Kaffee für Parkbesucher
Schon um 1800 bekamen auch die Parkbesucher Milch und Kaffee angeboten. Der unerlaubte Tabaksgenuss und der Ausschank von Branntwein empörten zwar den Hofmarschall, machten die Meierei aber bald zu einem beliebten Ausflugsziel. Unter Friedrich Wilhelm IV. wurde das Gebäude von Ludwig Ferdinand Hesse, nach Entwürfen von Ludwig Persius 1843/1844, zu einer „Meierei-Villa“ im „normännischen Styl“ umgebaut. Bei der Aufstockung des Wohngebäudes erhielt die Meierei Turm und Zinnen im Burgenstil sowie königliche Teezimmer. Hier boten Fenster in der Art einer „venezianischen Loggia“ dem König einen herrlichen Blick über den Jungfernsee, bis nach Sacrow und Glienicke. Mit der Anlage befestigter Uferterrassen und einer kleinen Bucht, erhielten auch die Ausflugsgäste einen verschönerten Platz mit Blick auf das Wasser. Ebenso wie die Heilandskirche oder das Maschinenhaus im Park Babelsberg, von Ludwig Persius, erschien die Meierei aus der Ferne, wie in den Jungfernsee hinein gebaut.

Familiäre Gastlichkeit an der Havel
Die Milchwirtschaft wurde 1861 eingestellt, das Vieh an andere Orte gebracht. Den früheren Kuhstall erweiterte man 1862 zu einem Wasserwerk, mit Pumpstation und Schornstein, das sich im Charakter dem Umbau von Ludwig Persius anschloß. Nach Verkleinerung der Pumpanlage und der Übernahme der Meierei durch den Preußischen Staat, erfolgte 1926 bis 1928 der innere Ausbau als Gaststätte. In der ehemaligen Wohnung des „Restaurateurs“ richtete man den Gastraum, in der ehemaligen Milchstube Friedrich Wilhelms II., einen Schankraum, im ehemaligen Kesselhaus die Küche und Spülküche und neben dem Flur einige Gästetoiletten ein. Die Teezimmer im Obergeschoss, die früher nur dem König und Hofstaat vorbehalten waren, wurden nun ebenfalls als Gaststuben genutzt.

Bis zum zweiten Weltkrieg war die Meierei eines der beliebtesten Ausflugslokale an der Havel. Es lockte hier nicht zuletzt auch der Kuchen, den der Sohn des Pächters Wolske – als gelernter Konditor – seinen Gästen anbieten konnte.

Ein fast 60 Jahre währender Alptraum geht für die Meierei zu Ende. Nach Kriegsende brannte die Meierei in weiten Teilen aus. Wachmannschaften der Roten Armee hatten hier offenbar Öfen zur Trocknung ihrer Mäntel nutzen wollen. Die Pumpstation blieb zwar funktionstüchtig, lag aber seit 1961 im Grenzstreifen und war nur noch eingeschränkt zugänglich. Nach 1989/90 wurde zunächst die Wiederherstellung des Pumpenhauses in Angriff genommen. 1997 erfolgte eine Notsicherung und Aussteifung des Ruinenteils durch eine Balkenkonstruktion und ein Notdach. Danach konnte noch im gleichen Jahr eine restauratorische Bestandserfassung durchgeführt werden.

Vorher Nachher

Rekonstruktion des historischen Gebäudes

„Ich sehe was, was Du nicht siehst“

Was der Besucher nicht mehr sehen kann, beschreibt der Architekt, Martin Putzmann: „Damit die Gasthausbrauerei funktioniert, mussten entscheidende Dinge geschehen. Zum Beispiel eine umfangreiche Technik für Brauerei, Heizung, Lüftung, Sanitär und Gastronomie, die im Gebäude untergebracht ist, ohne maßgeblich die Raumstrukturen zu verändern.“ Das die denkmalpflegerischen Aspekte eine Herausforderung sind, könne sich jeder vorstellen, der in der Branche unterwegs ist.

Nicht umsonst sei die Meierei für die Vergabe des brandenburgischen Denkmalpflegepreises vorgeschlagen“, ergänzt der Architekt.

Den Zuschlag für die Rekonstruktion und Umnutzung zur Gastronomie mit Brauerei in Erbbaurecht hat die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg auf der Grundlage einer öffentlichen Ausschreibung gegeben, erläutert Jürgen Solkowski. Bereits 1999 habe die ausgezeichnete Zusammenarbeit mit den Architekten Putzmann + Partner zum Investitionsplan der Gasthausbrauerei „Meierei im Neuen Garten“ GmbH i.G begonnen. Wer heute durch das wieder hergestellte Gebäude streift, kann sich kaum vorstellen, dass – wegen des jahrzehntelangen Leerstands und der fehlenden baulichen Unterhaltung – das Gebäude im Innenbereich in einem mehr als desolaten Zustand war.

Komplett zerstörte Decken, Fenster und Dächer und großflächige Abbruchstellen im Mauerwerk – alles in allem mehr als ein Trauerspiel. Die Fassaden mit ihren Terrakotta verzierten Zinnen waren so stark beschädigt, dass ein Laie sofort die Flinte ins Korn geschmissen hätte. Alles in allem – ein Totalschaden, der in der Planungs- und Bauphase behoben werden sollte. „Was das Bauen angeht, sind wir zwar auch Laien gewesen, aber wir haben uns die richtigen Partner gesucht“, sagt Jürgen Solkowski, der kurz die geleistete Arbeit beschreibt: detaillierte Rekonstruktion der Fassaden und Dächer, Fenster, Steinergänzungen im Bereich Kalk- und Sandstein sowie Klinker und Terrakotta, innen liegende Dachkonstruktionen mit Stehfalzzink, Farbgebung des Gebäudes mit einem Kalk-Kaseinanstrich.

„Wenn Sie eine gute Idee als realistisch verfolgen, sich auf verlässliche Partner stützen und den Willen aufbringen, dann schaffen Sie es, selbst eine Ruine wieder mit Leben zu füllen“, denkt Frau Solkowski nach. Alles in allem finden 14 Menschen in der Meierei eine neue Anstellung. Die Meierei verspreche Hoffnung und biete besten Grund zur Freude und sei für alle wichtig, die in der Park- und Kulturlandschaft rund um den Jungfernsee Erholung und Entspannung suchen.

Das Nutzungskonzept der neuen Meierei

Die Planungen für die denkmalgerechte Wiederherstellung und den Ausbau zur Gasthausbrauerei lagen bei Putzmann + Partner Architekten, Berlin.

Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten begleitete die denkmalpflegerischen Aspekte und übernahm in Eigenleistung die Wiederherstellung der Ufer- und Gartenmauern.

In der Meierei sind 14 Dauerarbeitsplätze, davon neun für Frauen, entstanden. Während der Biergartensaison von Mai bis September werden zusätzliche Saisonarbeiter eingestellt. Die Meierei bietet Ausbildungsplätze für Restaurantfachkräfte.

„Das Konzept der Meierei greift zurück auf die Brauertradition, nach der, bevor in Deutschland die ersten Großbrauereien entstanden (ab 1860), ein jeder Wirt sein eigenes Bier gebraut hatte.

In England erlebte diese früher übliche Form des Gasthauses bereits in den 70er Jahren eine Renaissance.

In Deutschland wurde die erste Gasthausbrauerei dieser Art 1985 in Karlsruhe wieder eröffnet. 1999 gab es In Deutschland gut 290 Gasthausbrauereien, in den USA waren es 600, mehrere 100 in Fernost, in Japan und in China.

Und natürlich auch in England und Frankreich.

Als achter Gasthausbrauerei-Betrieb in Deutschland eröffnete Familie Solkowski 1987 in Berlin mit dem Luisen-Bräu. Ihr zweiter Betrieb folgte 1994 mit dem Brauhaus Spandau.

Wegen der hohen Akzeptanz ist der Trend zur Gasthausbrauerei ungebrochen. Der Gast schaut dem Braumeister über die Schultern und bekommt ein gutes, naturtrübes Bier, das voll im Geschmack und süffig ist und noch alle natürlichen Nährstoffe enthält. Zudem kann er seine Fragen stellen, die Rohstoffe begutachten oder an einer Brauerei-Führung teilnehmen.

Die Meierei im Neuen Garten bietet Biervergnügen in ganz ursprünglichem Sinne. Sie betont die regionale Eigenheit und Jahrhunderte alte Brau-Tradition. „Die Meierei im Neuen Garten stellt als ein von Andreas Ludwig Krüger und Carl Gotthard Langhans errichtetes und von Ludwig Persius und Ludwig Ferdinand Hesse erweitertes Bauwerk ein architekturgeschichtliches Denkmal von herausragender Bedeutung dar.

Ihre frühere Nutzung als Meierei, Pumpstation und Restauration mit herrschaftlichen Milchstuben und Teezimmern für König und Hofstaat kennzeichnen das Gebäude als Schlossdependance, in der wirtschaftlich und höfisch repräsentative Funktionen miteinander verbunden werden sollten.

Von größter Bedeutung ist jedoch die landschaftsprägende Funktion und Bildwirkung des Gebäudes am Wasser, nicht nur für den Neuen Garten, sondern für die gesamte Park- und Kulturlandschaft rund um den Jungfernsee. Wichtige visuelle Bezüge bestehen vor allem zu den Parks in Sacrow und Klein Glienicke, worauf die prospektartige Anlage der Ufer- und Parkmauer ausgerichtet worden war.“

Die Stiftungskonservatorin, Frau Dr. Gabriele Horn